Eitrige Genickfistel
Dieses Pferd, mit einer eitrigen, nicht heilenden Wunde am Genick, wurde uns vor einiger Zeit in der Pferdepraxis Waldhausen vorgestellt. Die Besitzer waren total verzweifelt, da die Stute schon in mehreren Kliniken erfolglos behandelt und operiert worden war.
Es handelt sich um eine sog. infizierte, eitrige Genickbeule, wobei hier der Genickschleimbeutel und das Nackenband durch eine Infektion mit Bakterien besiedelt und der dadurch entstehende Abszess nach oben aufgebrochen war. Das Ganze war wahnsinnig schmerzhaft für „Finesse“, sie konnte den Kopf nicht richtig heben und an Reiten war natürlich gar nicht mehr zu denken.
Normalerweise wird eine solche Erkrankung mit einer sehr aufwändigen und großen Operation angegangen, wobei der Abszess von oben mit einem langen Schnitt eröffnet wird, das infizierte Gewebe des Schleimbeutels und des Nackenbandes chirurgisch entfernt und danach versucht wird, die offene Wunde ohne Wundverschluss zur Abheilung zu bringen. Dies ist ein sehr langwieriger und sehr schmerzhafter Prozess für das Pferd, wobei oft mehrmals nachoperiert werden muss. Dies war hier schon ohne Erfolg probiert worden.
Wir sind dem ganzen Problem deshalb minimalinvasiv mittels vier kleinen Hautschnitten und dem Einlegen von zwei grosslumigen Spülschläuchen zu Leibe gerückt. Über die Inzisionen konnten wir die Wunde reinigen und ausschaben. Mithilfe der Schläuche war es uns dann möglich die eitrige Abszesshöhle täglich bequem für Pferd und Assistent mit der passenden, vorher getesteten Antibiotikum Lösung zu spülen. Da die unteren Ausgänge der Schläuche jeweils am tiefsten Punkt der Eiterhöhle aus der Haut austraten, konnte das infizierte Wundsekret von alleine ungehindert abfließen. Für „Finesse“ war die Lavage mit der angewärmten, sterilen Spüllösung angenehm und ihre Lebensqualität konnte so deutlich verbessert werden. Auch das ist, neben der Operation und der anschließenden Behandlung, sehr wichtig für den positiven Heilungsverlauf einer solch schweren Erkrankung. In diesem Fall konnten wir nach 3 Wochen die Spülschläuche entfernen und nach drei Monaten war diese üble Infektion vollständig abgeheilt. (Bilder unten).
Die Besitzer schrieben uns jetzt, dass die Stute und ihre glückliche Reiterin wieder sehr erfolgreich auf Grand Prix Dressur-Niveau auf Turnieren unterwegs sind und „Finesse“ hoch motiviert und vor allem ohne Schmerzen ihr Leben genießen kann. Das freut uns natürlich sehr!
In diesem Sinne, bleibt uns auch weiterhin gewogen!
Euer Team der Pferdepraxis Waldhausen