Orthopädische Fehlstellungen beim Fohlen

Orthopädische Fehlstellungen beim Fohlen lassen sich meistens konservativ oder in komplizierten Fällen auch chirurgisch sehr gut beheben, wenn man früh genug dran ist. Eine Korrektur dieser Fehlstellung ist aber nur möglich, solange die Wachstumsfugen noch nicht geschlossen sind. Im späteren Verlauf ist es sehr schwierig eine vollständige Heilung zu erreichen, da das natürliche Wachstumspotential ausgeschöpft ist. Deshalb wird von uns eine frühzeitige tierärztliche Untersuchung bei unregelmäßiger Stellung der Fohlenbeinchen dringend angeraten um die Notwendigkeit und Art der Therapiemöglichkeiten zu besprechen.

Bei allen Fohlen ist die angepasste Versorgung mit den nötigen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen (v.a. Calcium und Phosphor im richtigen Verhältnis!) von essentieller Bedeutung!!

Sehnenstelzfuß und Bockhuf

Der angeborene Sehnenstelzfuß kann meist mittels Infusion von 3,0 g Oxytetrazyclin und einem angepassten Bewegungsprogramm (täglich geregelte Bewegung auf hartem Untergrund) in den ersten Lebenstagen sehr gut behandelt werden. Diese Anwendungen werden meistens mit speziellen Fohlenextensionsschuhen und huforthopädischen Maßnahmen kombiniert. Hier ist die gute Zusammenarbeit mit einem engagierten Hufschmied sehr wichtig!! Manchmal ist zusätzlich die orale Gabe von Schmerzmedikamenten (unter medikamentösem Schutz der sehr empfindlichen Magenschleimhaut) nötig.

Große Vorsicht ist immer bei fixierenden Verbänden oder Schienen geboten, da die Haut der jungen Fohlen sehr empfindlich ist und es sehr schnell zu Druckstellen und Decubitus kommen kann, welche dann gute Eintrittspforten für Bakterien darstellen. Deshalb sollten solche Maßnahmen nur bei stationärem Aufenthalt in einer spezialisierten Pferdklinik und unter engmaschiger, kompetenter tierärztlicher Kontrolle erfolgen!

In schweren Fällen kann ein chirurgischer Eingriff notwendig werden, bei dem das Unterstützungsband der tiefen (evtl. oberflächlichen) Beugesehne durchtrennt wird.

Durchtrittigkeit

Die Durchtrittigkeit der Fohlen kann meist mittels des Anbringens von speziellen Fohlenschuhen und regelmäßiger Hufpflege in Kombination mit Bewegung auf festem Untergrund behoben werden. Sehr selten sind Bandagen bzw. fixierende Verbände nötig. Hier gilt das Gleiche, wie schon beim Stelzfuß gesagte: Vorsicht wegen Druckstellen!!

Bei nicht Ansprechen der konservativen Therapie kann in sehr seltenen, ausgewählten Fällen eine chirurgische Sehnenverkürzung in Kombination mit dem Anlegen eines sehr gut gepolsterten Castverbandes den gewünschten Erfolg bringen.

 

Abb 1a

Abb 1b

 

Abb 2a

Abb 2b

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Achsenfehlstellungen

Bei der winkeligen Fehlstellung an den Vordergliedmaßen im Bereich des Carpalgelenkes von der normalen Achse fällte eine X-beinige (Carpus valgus) oder O-beinige Verkrümmung (Carpus varus) der Fohlenbeine auf.

Wir therapieren diese „verbogenen“ Beinchen zunächst konservativ mittels angeklebten Extensionsschuhen, Reduktion von zu energiereichem Futter, Versorgung mit allen nötigen Mineralstoffen und Spurenelementen (v.a. Calcium und Phosphor im richtigen Verhältnis!) und 3x täglicher geregelter Bewegung auf hartem Untergrund in Verbindung mit reduziertem Weidegang.

Unterstützt werden diese Maßnahmen mit der sog. fokussierten Stosswellentherapie ab der 4. Lebenswoche. Die Stosswellen werden in wöchentlichem Abstand auf die Wachstumsfuge (Epiphyse) der zu langen Gliedmassenseite geleitet um eine zeitweilige Verlangsamung der Wachstumsgeschwindigkeit zu erreichen.

Chirurgische Maßnahmen beruhen entweder auf der Förderung des Wachstums auf der zu kurz gewachsenen Seite des Gelenkes oder auf der Hemmung des Wachstums auf der zu langen Seite.

Mit großem Erfolg führen wir seit einiger Zeit die chirurgische Therapie des sogenannten „Periosteal stripping“ unter Vollnarkose durch.

Hierbei wird durch Einschneiden und Anheben der Knochenhaut auf der zu langsam wachsenden (kurzen) Gelenkseite eine Förderung des Knochenwachstums herbeigeführt.

Der Vorteil dieser Operation ist, dass es sich nur um einen kleinen, sehr wenig schmerzhaften Eingriff handelt und die Fohlen danach kaum beeinträchtigt sind. Nach anfänglicher Boxenruhe bekommen sie ca. 3 Tage nach der OP schon wieder geregelte Bewegung auf einem abgegrenzten, ebenem Wiesenstück. Sie erhalten zusätzlich immer einen gut angepassten Extensionsschuh und Stosswellentherapie.

Eine andere chirurgische Maßnahme besteht in der Überbrückung der Wachstumsfuge mit Hilfe von chirurgisch eingebrachten Klammern oder Schrauben unter Vollnarkose. Diese Implantate müssen dann nach erfolgter Achsenkorrektur in einer zweiten Operation wieder entfernt werden. Diese aufwendige Operation führen wir nur durch, wenn alle anderen Maßnahmen nicht erfolgreich waren oder die Achsenfehlstellung sehr gravierend ist oder die Fohlen schon älter sind und die Zeit bis zum Verschluss der Wachstumsfuge drängt.

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